Künstlerisches Profil

Dirigent, Pianist, Liedbegleiter, Dozent in Meisterkursen, Leiter einer internationalen Akademie für Liedgesang, so könnte man die musikalischen Tätigkeiten von Jany Renz treffend umschreiben.

In Basel (Schweiz) geboren. Klavierstudium beim Bartók-Schüler Ivan Engel (Budapest und Basel), Orgel bei Adolf Schlegel, Flöte und Alte Musik bei Hans-Martin Linde (Schola Cantorum Basiliensis), Medizin und Kunstgeschichte (Universität Basel).

Durch seine Liebe zum Lied und zur Lyrik, zur kleinen Form, wendet sich Jany Renz vor allem der Liedbegleitung und Kammermusik zu, wird zum gefragten Partner führender Liedinterpreten und Kammermusiker und lehrt als Dozent Liedgesang in Meisterkursen an internationalen Musikfestspielen (Savonlinna, Finnland. Schwetzingen, Deutschland). Anlässlich eines Liederabends an den Schwetzinger Festspielen schreibt Edwin Kuntz in der «Rhein-Neckar-Zeitung»: «Seit Raucheisen habe ich einen solchen Liedbegleiter nicht mehr erlebt. Da war nicht nur die Struktur der Liedanlage aufs überzeugendste erfasst, da sass jede einzelne Note, ohne auch nur im geringsten die Sängerin zu bedrängen. Hingabe an die Aufgabe, an die Kunst.»  Hingabe an die Kunst, sie bleibt das Erste, Zentrale, im künstlerischen Schaffen von Jany Renz, sie wird zur eigentlichen Aufgabe.

Zur Feier der Wiedereröffnung der renovierten Semperoper in Dresden (Deutschland) begeistert er als Begleiter in einem Liederabend Publikum und Presse. Das «Sächsische Tagblatt» meint dazu: «Ein grosser Liederabend fraglos, nicht zuletzt durch die immer fesselnde Gestaltung des Klavierparts, wobei Jany Renz ideale Ausgewogenheit zwischen Dezenz der Begleitung und differenzierter gestalterischer Akzentuierung erreichte.» Und: «Jany Renz erwies sich als vollkommener Begleiter am Klavier.» Die «Sächsische Zeitung»: «Der Pianist Jany Renz, bekannt als Begleiter führender Liedinterpreten passte sich ihr (Ortrun Wenkel) vorzüglich an, schuf zarte Klangschleier, an die sie sich schmiegen konnte, führte sie sicher in Höhen und Tiefen, gab ihrer herrlich schwebenden Stimme Raum und Fundament. Ein aussergewöhnlicher Abend».

 

In Iseo (Schweiz) gründet er seine Internationale Akademie für Liedgesang, deren Meisterkonzerte (Jany Renz immer am Flügel) das musikalische Leben in der Südschweiz ein Jahrzehnt mitgeprägt haben. Hier ist auch der Ort, sich mit theoretischen Fragen des Liedes auseinanderzusetzen, wie die Auswirkungen einer Tonsprache auf die Melodiegestaltung eines Liedes; das Studium des Vietnamesischen führt Jany Renz zu interessanten Fragen am Beispiel eines nordvietnamesischen Wiegenliedes. Auch Unbekanntes soll hier bekannt gemacht werden, etwa die wunderschönen Gedichte von Berta Huber und deren kongeniale Vertonung durch Yrjö Kilpinen («Lieder um eine kleine Stadt»). Aus diesem Institut geht 2010 das «Schubertianum» hervor, Akademie für Masterclasses, erweitert für Dirigenten und Pianisten, in der Nähe von Basel (Dornach,Schweiz).

Zu seinen Erfahrungen als Kammermusiker und Solist kommt jene des vom Flügel aus agierenden Dirigenten. Und damit die Passion für die grosse Form, für Symphonie und Oper.

Carl Schuricht führt ihn auf den Weg zum Dirigenten, Studium bei Wilfried Boettcher (Konservatorium Basel), Assistent von Peter Maag (Teatro Regio Torino, Italien und Stadttheater Bern, Schweiz). Internationale Dirigiertätigkeit, GMD am Stadttheater Freiberg (Deutschland), Gastdirigent führender Orchester und Opernhäuser.

Die Neugierde und das Interesse für die finnische Kunst, Sprache, Literatur, Kalevala und Kanteletar, für die Musik vom Lied zu Oper und Symphonie, bringt den Kosmopoliten Jany Renz wiederholt nach Finnland, wo er auch mit der zeitgenössischen Musikszene in Kontakt kommt. Werke von Rautavaara, Sallinen, Hauta-Aho, Merikanto, um nur wenige zu nennen, werden fester Bestandteil seines Repertoires. Die Zusammenarbeit mit den Budapester Philharmonikern führt zu einer vielbeachteten Aufnahme von Bruckners Neunter Symphonie (Ondine, ODE 764-2), im August 1991 die meistverkaufte Version dieses Werkes in den USA: «Speaking of controversial readings, my own personal favorite this month is the incredible Bruckner Ninth from Ondine. Conductor Jany Renz interprets the symphony as an angry reaction by Bruckner to the neglect of his work during his lifetime. Broadly spacious tempos in the outer two movements underline a sense of sadness, disillusionment and, ultimately, quiet resignation. The Scherzo is taken at a blistering pace and seems like the ferocious outcry of a wounded man.» (Raymond J.Osnato, Koch International Notes, The New York Times, USA). Helsingin Sanomat (Finnland) schreibt: «This splendid performance of Bruckner’s 9th Symphony cannot fail to resound to the fame and honour of Jany Renz and the Budapest Philharmonic. In producing this glorious orchestral sound, with its richly contrasting expressiveness, Renz seems to have solved all the problems presented by this hour-long work of divine music.»

Einige Gedanken von Jany Renz, aus einem Essay zu Bruckners Neunter:
Bruckners Musik, diese Kathedralbauten «göttlicher Musik», ist in meinem Repertoire fest verankert. Wie in einem Roman von Dostojewski, dem «nichts Menschliches fremd ist» (R.Steiner), wird diese Dimension bei Bruckner noch durch das Göttliche erweitert, das ihm, nach einem Leben für Gott, auch nicht fremd sein dürfte. Bruckner weiss um die Verbundenheit von Mikro-und Makrokosmos, er weiss auch um die allerersten Zustände des Urbeginns, noch vor der eigentlichen Urnacht, als das Wort, der Klang, erstmals tönt zum Lobe der Schöpfung, die es noch gar nicht gibt, als allererstes Klangopfer (Shatapatha Brâmana VIII,4,3,2). Dies ist das gestaltlose Nichts (M.Schneider), das Tremolo in den Bässen des absoluten Anfangs aus der absoluten Unbedingtheit, noch nicht strukturiert (im Gegensatz zu den klaren Triolen bei Beethovens Neunter, die später, mit der Urnacht einsetzt), beginnender Lobgesang, aus ihm hervorgehende Kraft, aus der dann alles entsteht, Freude, Wasser, Erde und Feuer (Rigveda). Erst durch den Einsatz der Bläser kommt der Rhythmus ins Geschehen, wird die Gestaltlosigkeit, das fast lautlose Nichts, in Form geführt, die eigentliche Schöpfung kann beginnen. Diese Brucknersche Kosmogonie endet im strahlenden, alles erlösenden E-Dur (3.Satz), im hellen Tag, zum Lobe dessen, dem diese Symphonie gewidmet ist. Das Kaleidoskop, das sich zwischen den Extremen  -gestaltloses Nichts vor der Urnacht bis zum hellen Tag-  auftut, es führt uns durch alle menschlichen Tiefen und göttlichen Höhen –göttliche Tiefen gibt es wohl nicht im Sinne Bruckners, wohl aber im Sinne seiner Musik. Der Schlussakkord tönt weiter, weiter durch die Aeonen, die Ewigkeit, nicht enden wollend, zurückkehrend ins Gestaltlose, ins lautlose Nichts. Aber das Lob Gottes ist geschehen!

(Die «Gedanken» werden an dieser Stelle in loser Folge weitergeführt)

 

Howald Fosco | minix